Die Stadt im Nordland
Die größten Schiffe können den Hafen problemlos anlaufen, der Fjord ist zig Meter tief.
Narvik, eine der größten Städte Norwegens nördlich des Polarkreises, ist vor allem auf Grund des Hafens und der Eisenerzbahn aus Kiruna aber auch wegen der Nord-Süd-Achse Europastraße 6 ein wichtiges Handelszentrum. Während alle anderen Sektoren deutlich zurückliegen, wächst der Dienstleistungs- und Handelssektor hier kontinuierlich an.- Lage: 68° 26’ 20’’ N, 17° 25’ 03’’ O
- Einwohnerzahl: 18.350
- Jahresdurchschnittstemperatur: 3,7° C
Während unseres Aufenthaltes in Narvik sahen wir dem gigantischen Erzkran bei der Arbeit zu.
In den nächsten Jahren sollen der Erzhafen und der Containerhafen stark ausgebaut werden.
Man kann es kaum glauben, aber von hier aus verkehren Containerzüge nach Finnland und Russland.Güter werden von der Straße und von der Schiene auf Schiffe umgeladen und umgekehrt. Die Eisenerzminen in Kiruna und Malmberget in Nordschweden werden demnächst neue Ausbaustufen erreichen und das so gewonnene Erz wird in noch größeren Zügen nach Narvik gebracht, von wo es per Schiff nach England, Deutschland, Südnorwegen und in die Niederlande gebracht wird.
Bezeichnenderweise nennt sich eine der vielen privaten skandinavischen Zugunternehmen Green Cargo.
Über die Eisenerzbahn, die in Norwegen Ofotbanen und in Schweden Lapplandbahn heißt, rollen neben Erz- und Containerzügen auch zwei Personenzugpaare täglich, ein Regionalzug nach Luleå und der Nachtzug nach Stockholm und Göteborg.Im Sommer sieht der Fagernestoppen mit seinen Skipisten recht dämlich aus.
In Narvik kann man nicht nur lange Erzzüge (50 Waggons) und große Lokomotiven (die stärksten der Welt) bestaunen, sondern auch auf dem Fagernestoppen Ski fahren und allerlei touristischen Klimbim erwerben (überteuerte Rentierfelle). Ausländische Touristen verirren sich in diese Stadt meist nur im Rahmen eines Zwischenstopps auf der Fahrt zum Nordkapp.Eine Weiterentwicklung der Eisenerzwaggons ist gescheitert. Deswegen quietschen die alten in 50er-Gruppen weiter durch Narvik.
Narvik ist aber nicht nur ein Logistikzentrum. Die über 18.000 Einwohner finden in ihrer Stadt alles Erdenkliche: Zwei große (fast identische) Einkaufspassagen, die auch im dunklen Winter hell glänzen, mehere riesige Supermärkte, zwei Kirchen, ein Sportzentrum, ein Schwimmbad, ein Kino, mehere Bars, einen kleinen Flughafen und drei Museen. Hinzu kommen wichtige Verwaltungseinrichtungen für die ganze Region und ein Krankenhaus. Nicht zu vergessen: Ein künstlicher Geysir, der den Energiereichtum der Stadt beweisen soll.Die Narvik kirke. Zeugnis der frühen Christianisierung.
Unser Zelt bauten wir auf dem Gipfel des Bergs Furuholtet auf. Dieser kleine Park liegt direkt hinter dem Bahnhof. Das Fleckchen war vollkommen sichtgeschützt, so dass wir von unserem Allemannsrätt Gebrauch machten. Ganz legal wars trotzdem nicht, erlaubt diese Regel doch nur eine Übernachtung und nicht vier hintereinander. Nun ja. Gut war der Platz allemal: Zum Bahnhofsklo 5 Fußminuten, zum Hallenbad 10. So ließ es sich leben.Etwas verdutzt waren die Anwohner wohl schon, dass mehrmals täglich so dunkle Gestalten hinter dem ehrwürdigen Eisenbahnerdenkmal verschwanden. Anders als es in Deutschland der Fall gewesen wäre hat aber niemand die Polizei gerufen.
Die quietschenden Züge Tag und Nacht im Ohr: Zelten mitten in Narvik.
Malmbanen-Denkmal.
Die drei Tage, die wir in Narvik verbrachten, gingen schnell vorbei: Einen Tag Hafen anschauen, einen Tag Wäsche und sich waschen im Hallenbad ("Nur Dusche bitte!") und trocknen im Bahnhofsklo, einen Tag ausgedehnter Einkaufspassagenaufenthalt und Touristengag-"Geysir" bestaunen.
Schade nur, dass ausgerechnet am vierten Tag das Wetter besser werden sollte. Bis dahin hatte es durchgehend geregnet und es war 3 bis 9 Grad warm.